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WZ Freitag, 15.März 2010

Grünbein: „Dichtung ist Landnahme“

Die außergewöhnliche poetische Begegnung

von Mirko Bonné und Durs Grünbein in Düsseldorf.

 

Eine ganz besondere Veranstaltung hatte Frauke Tomczak zum Abschluss ihrer aktu- ellen Lyrikreihe „Poetische Begegnungen“ angekündigt.

Und es war wohl ein Glücksfall, zwei derart prominente Dichter mit prall gefüllten Vorlese-Kalen- dern für dieses Treffen zusammenzubringen.

Schnell besetzt waren daher am vergangenen Mittwochabend auch die engen Stuhlreihen im Onomato in der Birkenstraße; nur die erwarteten Studierenden waren ausgeblieben. Es seien ja Semesterferien, äußerte Durs Grünbein entschuldigend; als sei dieses ein Status mentalen Permafrostes.

Seit 2005 lehrt er als Professor für Poetik an der Kunstakademie Düsseldorf.

Durch und durch Profis präsentierten beide in abwechselnden Blöcken eine pointierte Auswahl ihrer Gedichte.

Mirko Bonné, der als preisgekrönter Autor und Übersetzer in Hamburg lebt,

las unter anderem aus dem neuen Band „Wimpern und Asche“, Durs Grünbein, der zwischen Rom und Berlin pendelt, aus seinem von der Kritik hochgelobten Band „Zündkerzen“. Man merkte beiden einen zunehmenden Spaß an der Sache an, die vor allem durch das von Tomczak moderierte Gespräch zwischen den Lektüre-Blöcken an Fahrt aufnahm.

Wertschätzung, Wortschöpfung, Witz und widerständiger Weltschmerz flossen

an diesem Abend wunderlich ineinander.

 

Foto: Sabine Maria Schmidt
Foto: Sabine Maria Schmidt

Mirko Bonné (l.) und Durs Grünbein

bei der Lesung im Onomato Künstlerverein

 

Poesie und Klimawandel – passt das zusammen?

Bonnés Gedichte widmen sich der Darstellung der Schönheit sowie der Zerstörung unserer Welt.

Landschaft ist für ihn ein zentrales sprachmusikalisches Thema.

Mit biographischen Gedichten nähert er sich mal verschmitzt, mal in sich gekehrt der Darstellung historischer Figuren, so Richard III. oder auch einem New Yorker Zoll inne Konzepte“, heißt es im Klappentext zum gleichnamigen Gedichtband von Durs Grünbein. „Es kamen die Eiszapfendiebe, Sie brachen den Wörtern die Spitze ab“, liest er aus „Rohe Eier“.

Grünbein faszinierte nicht nur mit bildreichen Traumstücken, Redepartikeln und Prosagedichten, einer warmen und wandlungsfähigen Stimme, sondern ebenso mit zündenden Thesen über die Dichtung allgemein.

Vor allem dem überzeitlichen Wahrzeichen Roms, der Pinie, widmete er mehrere Stücke. Seit die Fünf-Sterne-Bewegung Rom verwaltet, blüht botanische Verwahrlosung.

Viele alte Bäume wurden bereits gefällt, da ihre Erhaltung zu teuer sei. „Dichtung ist Landnahme“, so der vielreisende Grünbein, „Ihr Geheimnis: über kürzeste Wege durch Zeit und Raum springen zu können“.

Ob sie wütender werden müsste, die Dichtung, hätte ich den engagierten Dichter gerne noch gefragt.

Als Beispiel seines poetischen Erzählens überzeugte die knappe Schilderung eines Postkartenbildes mit dem betrunkenen William Faulkner und seinen Hunden.

Aber auch aktuelle Fragen wurden angesprochen.

Kann man sich dem Klimawandel poetisch nähern?

Lässt sich die allgegenwärtige Verseuchung durch Plastik- verschmutzung und Müll überhaupt noch jenseits der Poesie ertragen?

„Zündkerzen sind Dinge, keine Ideen und erst recht keine Konzepte“, heißt es im Klappentext zum gleichnamigen Gedichtband von Durs Grünbein. „Es kamen die Eiszapfendiebe, Sie brachen den Wörtern die Spitze ab“, liest er aus „Rohe Eier“. Grünbein faszinierte nicht nur mit bildreichen Traumstücken, Redepartikeln und Prosagedichten, einer warmen und wandlungsfähigen Stimme, sondern ebenso mit zündenden Thesen über die Dichtung allgemein.page1image3757792

Der japanische Künstler So Kanno inszeniert in „Chat- room of Things“ ein Dra- ma der „vernetzten Dinge“. In einem smarten Wohnzimmer sprechen Sofa, Tisch und Uhr über ihre Herkunft oder über ihr Geschlecht. Der Mensch spielt nur eine zweitrangige Rolle.

Vor allem dem überzeitlichen Wahrzeichen Roms, der Pinie, widmete er mehrere Stü- cke. Seit die Fünf-Sterne-Bewegung Rom verwaltet, blüht botanische Verwahrlosung. Viele alte Bäume wurden bereits ge- fällt, da ihre Erhaltung zu teuer sei. „Dichtung ist Landnahme“, so der vielreisende Grünbein, „Ihr Geheimnis: über kürzeste Wege durch Zeit und Raum springen zu können“. Ob sie wütender werden müsste, die Dichtung, hätte ich den engagierten Dichter gerne noch gefragt.


„Vielstimmig ist das neue Lied“


                         

Zu einer Vorstellung der Lyrikedition „Vielstimmig ist das neue Lied“ in Kombination mit einer Lyriklesung lud der Onomato Künstlerverein, Birkenstraße 97, ein.
Die Lyrikreihe „Bekannt trifft Unbekannt“, initiiert von Dr. Frauke Tomczak, die zum ersten Mal von Dezember 2013 bis März 2014 im Künstlerverein Onomato stattfand, kann nun in aller Ruhe nachgehört und gelesen werden.
Anfang dieses Jahres erschien die Lyrikedition gleichen Titels im Onomato Verlag Axel Grube und bietet vier CDs mit den original Tonmitschnitten und einem Lyrikbuch: ein neues Lied in acht Stimmen.
Zur von Dr. Tomczak moderierten Veranstaltung lasen Andreas Altmann aus Berlin, Johanna Hansen, Sina Klein, Jens Stittgen sowie Frauke Tomczak, allesamt aus Düsseldorf.


Lyrikedition


 

Links zu unserer ersten Lyrikedition

Tonaufnahmen und ein Lyrikbuch der 1. Staffel von

BEKANNT TRIFFT UNBEKANNT aus 2013 / 14

 

Der erste Link zur Verlagsinfo vom

onomato verlag axel grube

 

http://www.onomato.de/buch/bekannt-trifft-unbekannt/

 

der zweite zu der sehr ausführlichen, sorgfältigen und treffenden ersten Rezension

von Stefan Schmitzer auf Fixpoetry

 

www.fixpoetry.com


Vorsicht Wagnis


Dr. Frauke Tomczak 

                              Vorsicht Wagnis 2011 / YouTube
                     https://www.youtube.com/watch?v=CSpn1168uKE
                       15.11.2011 - Hochgeladen von hbkbraunschweig


                                 Tagung Vorsicht Wagnis 2011 

                                Vortrag von Dr. Frauke Tomczak

 




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Ulf Stolterfoht trifft Frauke Tomczak


www.coolibri.de/veranstaltung/düsseldorf:ulf-stolterfoht...frauke-tomczak/820334.html
03.02.2014

Detail-Informationen zu der Veranstaltung

Ulf Stolterfoht trifft Frauke Tomczak

Rubrik Vortrag & Lesung


21.02.2017 ONOMATO

onomato - literatur

Poetische Begegnungen

 

Zwei Dichter lautmalen bei "Onomato"Düsseldorf. 

Doppellesung im Künstlerverein:

Oswald Egger und Ann Cotten

waren mit Klangmalerei und Freestyle-Poesie zu Gast. Von Claus Clemens

Etwas streng wirkte zunächst der Ablauf, den Frauke Tomczak vom Künstlerverein "Onomato" für ihre beiden Lyrik-Gäste vorgesehen hatte: jeweils zwei Texte, im Wechsel vorgetragen, dann Gespräch mit der Kuratorin des Abends.

Indes zeigte sich bald, dass die Hör- und Sprechabfolge passte. Denn mit Oswald Egger und Ann Cotten trafen urbane Freestyle-Poesie und extrem erdverbundene Lautmalerei aufeinander. Beide Autoren veröffentlichen ihre Werke bei Suhrkamp, was ein literarischer Ritterschlag ist. Der Südtiroler Oswald Egger, der nach vielen Jahren in Wien inzwischen auf der Neusser Raketenstation lebt, ist vielleicht der bekanntere Poet. Als Beweis könnte die seitenlange Liste seiner Preise dienen.

Aber auch die 20 Jahre jüngere, in den USA geborene und in Wien aufgewachsene Ann Cotten sammelt inzwischen renommierte Auszeichnungen.Was in dem intimen Vortragsraum des Künstlervereins so gut passte, war der Kontrast von scheinbar erzählter Handlung und einem schier unglaublichen Textraunen über Natur und Landschaft. "Dicht'ickt. Es pitscheln Schloßen über den Teich, teilen die Eistropfen tümpeln wie Mollusken (ohne Schale und Valven), Lachen und verschwemmte Bassins." Derartige Lautfluten Oswald Eggers entlockten einem eigentlich begeisterten Rezensenten einmal den Ausruf: "Man liest und versteht doch nicht."

Mag sein, aber den Autor selbst mit dieser Klangmalerei zu hören, ist ein Erlebnis. Beinahe scheu und nicht als ideale Vorleserin präsentierte sich hingegen Ann Cotten. Inzwischen lebt die Schriftstellerin in Berlin, und das urbane Milieu dieser Stadt durchzieht ihre Verse. In bruchstückhaften Szenen ist etwa die Rede von "Wordclouds", also Ansammlungen von Begriffen, die man in der Öffentlichkeit findet, und die bei laut gesprochener Aneinanderreihung ihre Banalität preisgeben. "Sozial, Demokratie, Zukunft, Sicherheit, Miteinander", das hat Cotten "bei so einer Bude der Deutschen Regierung" gesehen. Angeekelt von dem Sprachmüll setzt sie sich dann zusammen mit einem anderen Flaneur "auf den Betonklotz einer temporären überirdischen Kanalisationsleitung", und beide ergänzen sich in ihrem Assoziationsreigen, ihrer Karussellfahrt von Ideen.

"Onomatopoesie" ist die sprachliche Nachbildung von außersprachlichen Schallereignissen. Die Begegnung von Ann Cotten und Oswald Egger huldigte also auch dem Namen des Künstlervereins.

Quelle: RP


 

 

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